Obermeisterversammlung der Kreishandwerkerschaft Flensburg Stadt und Land im Herbst 2022

Wirtschaftslage im Handwerk: Leichter Optimismus und gedämpfte Prognosen

Timo Schwitzkowski ist ab sofort Beisitzer im Vorstand.

Die Delegierten der Obermeistertagung eröffneten die diesjährige Herbstversammlung (22. November) mit einer Schweigeminute für den viel zu früh verstorbenen Vorstandsbeisitzer und Obermeister der Fleischer-Innung Flensburg Stadt und Land, Bernd Carstensen. Maßgeblich gestaltete der Unternehmer aus Tarp über ehrenamtliche Positionen die Arbeit im Vorstand mit und setzte sich als Obermeister erfolgreich für die Belange des regionalen Fleischer-Handwerks ein.

Als Gastgeber des Veranstaltungsortes nutzte der Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, Dr. Dirk Wernicke, im Anschluss die Gelegenheit zu einem Grußwort. Energie, so Wernicke einleitend, sei rückblickend gesehen kein „Langeweile-Thema“ mehr: „Gerade gelten die alten Regeln nicht mehr und auch wir kommen für 2023 an einer Strompreiserhöhung nicht vorbei. Dennoch gehen wir aber davon aus, einer der landesweit preiswerteren Anbieter zu bleiben“. Der Geschäftsführer kündigte darüber hinaus an, dass die Wärmepreise ebenfalls angepasst werden müssen. Zu befürchteten Versorgungsengpässen in der aktuellen Winterperiode erklärte Wernicke: „Niemand muss im Winter frieren. Die Speicher sind aktuell gut gefüllt“. Beim Thema Energieversorgung für Flensburg sind die Stadtwerke gerade dabei, die Weichen für die Klimaneutralität zu stellen. Die aktuelle Prognose: Strom- und Wärmeversorgung werden noch vor der Zielvorgabe des Klimapaktes de-karbonisiert „Wir haben schon jetzt sehr konkrete Vorstellungen davon, wie Flensburgs Energiesystem der Zukunft aus heutiger Sicht aussehen soll.“ Prinzipiell wird die Umstellung zur Klimaneutralität in drei Phasen erfolgen“, so Dr. Dirk Wernicke. Die erste Phase „Kohleausstieg“ ist bereits seit 2016 in der Umsetzung. In Phase zwei folgt die „Elektrifizierung der Wärmeproduktion“, für die bereits 2023 ein weiterer Elektrodenheizkessel eingesetzt werden soll. 2025 ist die Inbetriebnahme der ersten Großwärmepumpe geplant, um Wärme zu erzeugen. Die dritte Phase „Grüne Gase“ wird voraussichtlich Mitte der 30er Jahre starten.

Wie schwierig es derzeit sei, Prognosen über die zu erwartende Geschäftslage im Handwerk abzugeben, darauf ging der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Flensburg, Dirk Belau, anschließend ein. „Noch haben die meisten Betriebe volle Auftragsbücher, aber was kommt danach? Große Unsicherheit macht sich breit in Hinsicht auf das kommende Jahr“. Im Kammerbezirk Flensburg sind die Zahlen der abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse im Verhältnis zu 2021 leicht rückläufig: „Wir laufen relativ stabil, jedoch auf einem niedrigen Niveau, da über 200 Ausbildungsverhältnisse fehlen“, so Dirk Belau. Für energieintensive Betriebe forderte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer im Hinblick auf Überbrückungsleistungen eher Zuschuss- anstatt Darlehnsregelungen. Weitere Themen: Die  geplante Ausdehnung der Lkw-Maut auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen sowie die Haltbarkeit von energiebetriebenen Geräten.

Unter dem Tagesordnungspunkt „Aktuelles aus den Innungen“ berichteten die Obermeister über die derzeitige Lage in ihren jeweiligen Gewerken. Im Bauhauptgewerbe lässt der Einfamilienhausbau stark nach. Stabil ist hingegen die Lage im Gewerbebau. Eine gute Auftragslage verzeichnen die Betriebe des Dachdeckerhandwerks noch bis in das erste Halbjahr 2023 hinein. Doch es wird ruhiger und was das zweite Halbjahr bringt, bleibt abzuwarten. Sorgen bereitet den Fachbetrieben nach wie vor die Preisentwicklung und zu hohe Zinsen. Ein Fachkräftemangel ist bei den Dachdeckern eher weniger zu verzeichnen. Begründet wird dies mit der Tatsache, dass Betrieben die gut ausbilden, auch die Fachkräftesicherung gelingt. Nachwuchskräftebedarf hat das Elektrohandwerk. Aktiv soll dieser Entwicklung jetzt mit gezielter Radiowerbung entgegengewirkt werden. Zudem diskutieren manche Arbeitgeber im Elektro-Handwerk das Modell der Vier-Tage-Woche. Im Metall-Handwerk sind die Betriebe bis ins Frühjahr hinein gut ausgelastet. Die Zahl der Auszubildenden stagniert jedoch.

Als abschließender Tagesordnungspunkt wurde zur Wahl eines neuen Vorstands-Beisitzers aufgerufen. Als Nachfolger für Bernd Carstensen wurde Timo Schwitzkowski, seit wenigen Monaten neuer Obermeister der Elektro-Innung, vorgeschlagen. Die Wahl für die Übernahme der Position fiel einstimmig positiv aus.