Maurer-Lehrlinge der Kreishandwerkerschaft besuchen historischen Stadtspeicher

Nach 100 Jahren startet ein neuer „Lebensabschnitt“

Die Delegation vor dem historischen Gebäude am Flensburger Hafen.

Die Mittelstufe der Maurerlehrlinge im zweiten Lehrjahr, die aktuell ihre überbetriebliche Ausbildung bei der Kreishandwerkerschaft Flensburg Stadt und Land absolvieren, hatte Mitte Juni einen besonderen Besichtigungstermin.

Besichtigt wurde die Baustelle des historischen Stadtspeichers am Flensburger Hafen, den die Firma Bauplan Nord als Projektträger saniert. Nach der geplanten Fertigstellung im nächsten Jahr wird der Stadtspeicher dann als Bürogebäude genutzt. Gemeinsam mit Geschäftsführer Martin Hanisch und Lehrwerkmeister Knud Hagensen wurden 18 Lehrlinge zum bzw. durch das Gebäude geführt und vom Architekten und Bauleiter Dipl. Ing. Horst Müller über den Umbau, die erforderlichen Baumaßnahmen aber auch die damit verbundenen Herausforderungen informiert.

„Das ist schon eine sehr komplexe Aufgabe“, sagte Müller über die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahre 1923. Dabei wurde das Betonskelett in wesentlichen Teilen erhalten, da der „alte“ Beton die technischen Voraussetzungen für die Neunutzung als Bürogebäude erfüllt. Besondere Herausforderungen gab es vor allem im Innenbereich, wo die Getreidespeicher und -schächte zurückgebaut und neue Decken eingezogen werden müssen. Aktuell wird mit Kalksandstein das Außenmauerwerk vorbereitet, auf das dann die Dämmung und ein zweischaliges Verblendmauerwerk wie beim Originalbau folgt. Das alte Verblendmauerwerk des 38,5 Meter hohen Gebäudes konnte nicht erhalten werden, stimmte allerdings auch nur noch zu 30 Prozent mit dem Originalmauerwerk überein. Rund 70 Prozent wurden im Laufe der Zeit – unter anderem durch Kriegsschäden – durch neues Mauerwerk ersetzt. Für den Wiederaufbau des Verblendmauerwerks wird wieder auf den Bockhorner Klinkerstein gesetzt, der bereits beim Bau des Stadtspeichers im Jahr 1923 benutzt wurde.

Die angehenden Maurer waren von der Besichtigung sichtlich angetan. „Es war unheimlich interessant zu sehen, wie man schon vor 100 Jahren gearbeitet hat und vor welchen Herausforderungen man damals stand“, sagte beispielsweise Lukas Moßner von der Firma MC Bauputz aus Flensburg. Auch Knud Hagensen als Ausbildungsmeister der Maurer-Lehrlinge der Flensburger Bauinnung, der erstmals das Gebäude betreten hatte, war tief beeindruckt. „Ich freue mich, dass Architekt Müller uns alles so umfangreich erklärt hat. Man hat auch anhand dieses Gebäudes gesehen, welch großes Potential im Sanierungsbereich gerade für das Maurerhandwerk besteht. Und das macht diesen Beruf wirklich so spannend und interessant.“