Branchentreff der Kraftfahrzeuginnung Flensburg Stadt und Land

Elektromobilität: Zukunftsgewandte Technologien nehmen an Fahrt auf

Die Gastgeber des Kfz-Branchentreffs, die stellvertretende Obermeisterin Anja Bauer und Obermeister Günther Brodersen, dankten Stephan Wiese (Mitte) für einen interessanten Vortrag mit zukunftsweisenden Anregungen.

Geht es um das Thema Mobilität, ist das eigene Auto für die meisten Verbraucher nach wie vor die erste Wahl. Verkaufs-, Wartungs- und Servicedienstleistungen gestaltet dabei vorrangig der autorisierte Fachhändler vor Ort, doch die gesamte Branche erlebt derzeit einen tiefgreifenden Wandel. Namhafte deutsche Automobilhersteller sprechen bereits von der „Transformation des Automobilhandels“. Der Klimawandel ist in aller Munde. Die Kfz-Branche hat es sich zur Aufgabe gemacht, nachhaltige Lösungen zu finden. Schadstoffreduzierungen, die Einhaltung angestrebter Emissionswerte und neue Antriebstechnologien stehen dabei im Fokus.

Das Vortrags-Referat auf dem diesjährigen Kfz-Branchentreff der Kraftfahrzeuginnung Flensburg Stadt und Land, im Glücksburger Strandhotel, orientierte sich ebenfalls an diesem allumfassenden Themenspektrum. Stephan Wiese, Projektmanager der „eE4mobile“ eG mit Sitz auf dem GreenTEC Campus im nordfriesischen Enge-Sande, informierte die Teilnehmer über den aktuellen Stand der Elektromobilität basierend auf Batterie- und Wasserstofftechnologien. Die landesweiten Zulassungszahlen erlauben dabei noch deutlichen Spielraum nach oben: „Von den rund 1,6 Millionen zugelassenen Kraftfahrzeugen in Schleswig-Holstein werden gut 4.000 rein durch elektronische Technologien angetrieben“, so Stephan Wiese. Bundesweite Zahlen hingegen entwickelten sich stetig positiv, erklärte der Referent, doch allein im europäischen Vergleich wird ein Unterschied deutlich. Aktuelle Zahlen aus dem August bestätigen einen Anstieg der Neuzulassungen für E-Mobile in Deutschland auf 1,59 Prozent. Im Vergleich dazu liegt Norwegen bei 52 Prozent. Gerade die deutsche Automobilindustrie hat sich bisher vorrangig auf die Produktion von Verbrennungsmotoren konzentriert. Viele europäische Länder haben sich zwischenzeitlich dazu entschlossen, in den kommenden zehn bis 20 Jahren Verbrenner-Technologien komplett zu verbieten: „Wir leben in einer Zeit, in der man sich diesem Thema nicht mehr verschließen kann“, mahnte Stephan Wiese.

Doch wie kann die regionale Kfz-Branche auf den an Fahrt zunehmenden Zug der Elektromobilität zukunftsorientiert aufspringen? Stephan Wiese machte als ersten sinnvollen Schritt auf die Standard- Umrüstung als Option aufmerksam. Diese Spezialisierung sollte vor allem Werkstätten überzeugen, denn die Umrüstung von Verbrennungs- auf Elektro-Technologien schafft zusätzliche Serviceaspekte für kundenorientierte Maßnahmen. Zudem wird die Wartungs-Intensität bei Elektrofahrzeugen im Vergleich deutlich abnehmen. Auch hier ist ein technologisches Umdenken erforderlich. Bei Argumentationen für oder gegen die Elektromobilität spielen nach Wieses Erfahrungen und Einschätzungen hauptsächlich Aspekte wie Ladezeiten, Reichweiten oder Anschaffungskosten eine Rolle.

Auch der Punkt „Stromverfügbarkeit“ ist immer wieder ein Thema: „Es wird in Schleswig-Holstein drei Mal mehr Strom produziert als schlussendlich verbraucht. Eine bedrohliche Verknappung der Stromverfügbarkeit ist bei einer Zunahme der Elektromobilität somit jedoch nicht zu befürchten“, erklärte Stephan Wiese. Herausforderungen sieht Wiese aktuell jedoch bei den Möglichkeiten des Auflade-Vorgangs.  Der Einsatz intelligenter Technologien und die Schaffung von Quartierladeplätzen muss konsequent weiterverfolgt werden. Bundesweit gibt es derzeit rund 88.000 Strom- und 71 Wasserstoff-Tankstellen mit öffentlichen Nutzungsmöglichkeiten: „Dort wo Fahrzeuge einige Zeit bis zum nächsten Einsatz ruhen, wie beim Parken im Einkaufszentrum, am Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld, müssen zusätzliche  Lösungen mehr Abhilfe schaffen“.   Die stetige Weiterentwicklung von Akkutechnologien sieht Wiese als nachhaltige Marktstärkung an. Doch schon heute sind Reichweiten von bis zu 400 Kilometern möglich. Bei den Anschaffungskosten verweist Wiese auf den langfristigen Effekt. „Auf den Nutzungszeitraum bezogen ist eine Amortisierung relativ schnell gegeben“. Wasserstofftechnologien können zwar mehr Reichweite erzielen, sind bei der Anschaffung und im Betriebsverlauf jedoch deutlich kostenintensiver.