Obermeistertagung der Kreishandwerkerschaft Flensburg Stadt und Land
Die konjunkturelle Lage auf den Punkt gebracht
Mit den drei Hammerschlägen des Handwerks, in Ehrbarkeit, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, eröffnete Kreishandwerksmeisterin Kathrin Bindbeutel Ende April die Frühjahrstagung der Obermeister. Als Ehrengast begrüßten die Delegierten Stephan Tack, der nach der Fusion der nordfriesischen Kreishandwerkerschaften als Geschäftsführer des Standortes Niebüll Verantwortung trägt. Einleitend erteilte die Kreishandwerksmeistern den Obermeistern das Wort, die unter dem Tagesordnungspunkt „Aktuelles aus den Innungen“ über die derzeitige Lage in ihren jeweiligen Gewerken informierten.
Für das Bauhandwerk konstatierte Stefan Witt als stellvertretender Obermeister eine eher gedämpfte Konjunkturlage. Gerade in Neubaubereich spüren die Fachbetriebe deutliche Auswirkungen. Bei Sanierungsaufträgen ist das Verhältnis ausgeglichener. Sanierungsaufträge beeinflussen auch im Dachdeckerhandwerk die konjunkturelle Lage und nehmen Einfluss auf das allgemeine Stimmungsbild: „Konjunkturell sieht es bei uns gut aus, da die Betriebe vorrangig mit sanierungslastigen Aufträgen beschäftigt sind“, so Obermeister Heiko Oehlert. Darüber hinaus bleibt das Dachdeckerhandwerk für die Zukunft gut aufgestellt, denn die Ausbildungszahlen des Gewerks verzeichnen weiterhin ein konstant hohes Niveau. Für die federführende Ausrichtung des jüngsten Landesverbandstages erntete der Innungsvorstand zudem viel Lob und Anerkennung. Die Mitgliedsbetriebe der Elektro-Innung profitieren von einem guten Austausch und Zusammenhalt. Ein regelmäßiges Netzwerktreffen erfährt großen Zuspruch und liefert geballte Fachinformationen stets auf den Punkt gebracht. Im Hinblick auf die Nachwuchskräftegewinnung sind die Mitglieder ebenfalls sehr aktiv. Grundsätzlich wird einiges in Bewegung gesetzt, doch das Engagement steht nicht immer nur im Zusammenhang mit gewünschten Erfolgsaussichten: „Wir sind ein gutes Sprungbrett für die berufliche Qualifizierung“, sagt Obermeister Timo Schwitzkoswki. Um die vorhandenen Fachkräfte zu entlasten, gehen jetzt schon einige Betriebe dazu über, Tätigkeitsbereiche auszusourcen oder Aufgabenfelder neu zu strukturieren. Im Friseur- und Kosmetik-Handwerk ist die Stimmung äußerst angespannt. Viele Betriebe kämpfen noch damit, die Überbrückungshilfen zurückzuzahlen. Hinzu kommt eine Preisanhebung, da Lieferanten mehrfach ihre Konditionen nach oben korrigiert haben. Die regionale Kraftfahrzeugbranche verzeichnet hingegen eine sehr gute Auslastung. Eine Besonderheit: Kunden investieren derzeit verstärkt in ältere Fahrzeugmodelle. An der Aussprache nahmen erstmalig zwei frisch gewählte Vorsitzende teil. Kreishandwerksmeisterin Kathrin Bindbeutel begrüßte die Obermeisterin der Tischler-Innung, Babette Pauly, sowie Jörg Keuters, Obermeister der SHK-Innung.
Anregungen für eine Neustrukturierung im Hinblick auf die Kostenverteilung bei der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) und offensive Maßnahmen zur Nachwuchskräftegewinnung thematisierte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Flensburg, Raissa Gröschl, in ihren Ausführungen: „Vor allem Schüler-Praktika besitzen einen enormen Klebeeffekt und ermöglichen es, grundlegende persönliche Erfahrungen zu sammeln“, erklärt Raissa Gröschl. Das Land Schleswig-Holstein hat als Anreiz eine sogenannte Praktikums-Prämie eingeführt. Pro Schüler kann bis Oktober ein Antrag gestellt werden. Die maximale Dauer darf zwei Wochen nicht überschreiten. Informationen dazu sind bei Herrn Frahm von der Handwerkskammer erhältlich. Ein weiteres Thema: Die Förderung durch die Meistergründungsprämie.
Stephan Tack informierte die Delegierten anschließend über die Fusion der nordfriesischen Kreishandwerkerschaften. Der Vorstand ist paritätisch besetzt und die bisherigen Standorte sowie das Personal bleiben erhalten. Durch den Zusammenschluss ist jetzt eine starke Gemeinschaft entstanden.