Obermeistertagung der Kreishandwerkerschaft Flensburg Stadt und Land
Die regionalen Handwerksbetriebe schauen mit gemischten Gefühlen in die Zukunft
Obermeistertagung im Europasaal des Flensburger Rathauses: Eine gelungene Abwechslung gerade dann, wenn der Oberbürgermeister der Stadt mit einer angemessenen Begrüßung die Sitzung eröffnet. Dr. Fabian Geyer ließ es sich trotz gleichgeschalteter Ratsversammlung nicht nehmen, der im Haus befindlichen Handwerksdelegation einen gebührenden Empfang zu bereiten. In seinen Ausführungen stellte er die enge Verbundenheit zwischen Stadtverwaltung und dem örtlichen Handwerk in den Vordergrund. „Flensburg ist eine Stadt des Handwerks und wir sind stets daran interessiert, mit den Einrichtungen vor Ort ein gutes Miteinander zu pflegen. Etwas für das Gemeinwohl zu erreichen, ist ein Ziel, das beide Seiten anstreben und dafür ist ein guter Dialog und Austausch notwendig“, so Dr. Fabian Geyer.
Bevor der stellvertretende Kreishandwerksmeister, Hans-Henning Hansen, die Aussprache zum Thema „Aktuelles aus den Innungen“ eröffnete, nutzte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Flensburg, Raissa Gröschl, die Gelegenheit dazu, die Delegierten umfassend über die konjunkturelle Lage im Land zu informieren. Eine aktuelle Konjunkturumfrage im schleswig-holsteinischen Handwerk zeigt eine überwiegend solide Lage in den befragten Unternehmen auf. Für die Monate Juli, August und September meldeten 48 Prozent der Handwerksbetriebe eine gute, 41 Prozent eine befriedigende und elf Prozent eine schlechte Geschäftslage. Gegenüber dem Vorquartal bedeuten diese Werte eine geringfügige Verschlechterung der Stimmung, die fast alle Gewerbegruppen des Handwerks betrifft: „Doch der allgemeine Rückgang der derzeitigen Auftragslagen beunruhigt uns schon sehr“, ergänzt Raissa Gröschl. Die Zahlen der Ausbildungsverhältnisse konnten im Vergleich zum Vorjahr stabil gehalten werden. Mit einer Unternehmensnachfolge-Initiative und einer Praktikumsprämie stellte Raissa Gröschl gleich zwei Vorhaben der Landesregierung vor. Welche vielfältigen Möglichkeiten eine qualifizierte Ausbildung im Handwerk ermöglicht, wird in absehbarer Zeit eine neue Werbekampagne aufzeigen. In Zusammenarbeit mit einem lokalen Kooperationspartner konzentriert sich die strategische Ausrichtung auf Print-Medien und Social-Media-Kanäle: „Somit sprechen wir die Jugendlichen direkt, aber auch gleichzeitig die Eltern, Großeltern und Verwandten über verschiedene Darstellungswege an“, unterstreicht die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Flensburg.
Die derzeit schwierige Auftragslage vieler Betriebe bestimmte auch die anschließende Debatte im Rahmen der Obermeister-Berichterstattung aus den jeweiligen Innungen. Vor allem im Bau- und SHK-Handwerk ist die Nachfrage stark rückläufig: „Den Betrieben im Bauhandwerk geht die Arbeit aus. Gerade die kleinen Unternehmen, die sich auf den Hausbau spezialisiert haben, sind besonders betroffen“, erklärt der Obermeister der Bau-Innung, Hans-Henning Hansen. Auf die Umsetzung spannender Zukunftspläne freuen sich hingegen die Obermeister der Dachdecker- und Elektro-Innung. Sie wollen zukünftig für mehr Qualität auf den Dächern sorgen und im Bereich der Anbringung von Photovoltaik-Anlagen enger zusammenarbeiten: „Die Verknüpfung von Solar und Dach ist eine gemeinsame Aufgabe, bei der wir unsere jeweiligen Kompetenzen für eine qualitativ hochwertige Bauausführung stärker bündeln wollen“, so der Obermeister der Dachdecker-Innung Heiko Oehlert. Elektro-Obermeister Timo Schwitzkoswki berichtet über einen guten kollegialen Austausch der Mitglieder der Elektro-Innung im Rahmen regelmäßiger Netzwerktreffen. Über die Planungsvorbereitungen für eine Imagekampagne, von der alle Gewerke und Innungen bei der Nachwuchskräftegewinnung profitieren könnten, informierte Ralph Bellendorf die Tagungsteilnehmer. Der Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung sowie jetzige Landesinnungsmeister seines Gewerks hegt Bestrebungen, einen erlebnisreichen Aktionstag in Zusammenarbeit mit der Jugendfeuerwehr des Kreises zu realisieren. Den förderlichen Aspekt der Aktion begrüßten alle anwesenden Delegierten. Wann und wo die Veranstaltung Jahr stattfindet, muss noch im Detail geklärt werden.
Als Gast der Obermeistertagung konnten die Delegierten den Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland Nord, Ingwer Christophersen, in ihren Reihen begrüßen. Nach jetzigem Stand wird es wohl sein letzter Besuch als Kreishandwerksmeister bei den Flensburger Berufskollegen gewesen sein, denn zum Monatswechsel strebt die nördlichste Interessengemeinschaft des selbstständigen Handwerks mit Sitz in Niebüll eine Fusion mit der Husumer Kreishandwerkerschaft an: „Was wir jetzt getrennt machen, soll zukünftig gemeinsam angepackt werden und wenn alle zustimmen, erfolgt der Start zum 1. Dezember“, so Ingwer Christophersen.