Elektro-Innung: Großes Interesse am Expertenaustausch zum Thema Photovoltaik-Netzanschluss

Ein Wettlauf gegen die Zeit – Installateure plädieren für schnellere Einspeisezusagen

Obermeister Timo Schwitzkowski (zw. v. li.) begrüßte neben Dagmar Rathjen (li.) auch Bianca Laß, Fachexpertin für Einspeiseanlagen, Solveig Schlör und Sven Johannsen von der Netzkundenbetreuung (Mitte) sowie Mark Norden (re.), zuständig für die Systembetreuung bei der „Schleswig-Holstein Netz“ AG.

Deutschland erlebt einen Solarboom. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres konnten rund 30 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Photovoltaik in die bundesweiten Stromnetze eingespeist werden. Somit hat die Solarenergie aktuell einen Anteil von über 13 Prozent an der Stromerzeugung in Deutschland. Auch regional ist eine deutlich ansteigende Weiterentwicklungskurve zu verzeichnen. Die Fachbetriebe des regionalen Elektrohandwerks melden volle Auftragsbücher. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien verfolgen Privatpersonen und Unternehmen zwei klare Ziele. Sie wollen mit eigenen Investitionen zur klimaneutralen Ausrichtung der Energieversorgung beitragen und gleichzeitig den massiv gestiegenen Strompreisen etwas entgegensetzen. Doch wie gelingt der reibungslose Übergang? Auf dem Weg zur Energieversorgung der Zukunft gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte zu berücksichtigen. Theoretisch ist es privaten Anlagenbetreibern erlaubt, Solarmodule selbst anzubringen. Experten raten allerdings davon ab, da die Elemente-Hersteller mögliche Garantieleistungen von fachgerechten Montagen abhängig machen. Wer diesen Punkt für sich ausschließt, wird spätestens bei der nächsten Hürde kompetenten Sachverstand benötigen, denn der Anschluss an die Haustechnik und an das Stromnetz muss stets von einem zertifizierten Elektrofachbetrieb erledigt werden. Als Betreiber von Strom- und Gastleitungen in rund 900 schleswig-holsteinischen Kommunen ist die „Schleswig-Holstein Netz“ AG landesweit für den sicheren und zuverlässigen Betrieb der Energienetze verantwortlich. Für den benötigten Netzanschluss von Photovoltaik-Anlagen hat der Netzbetreiber ein eigenes Online-Portal geschaffen, das die zeitnahe Inbetriebnahme von Einspeiseanlagen grundsätzlich erleichtern soll. Doch wie so oft sind Einzeldetails dafür verantwortlich, dass in der praktischen Anwendung ein gewisser Klärungsbedarf entsteht und Eispeisezusagen nicht immer zeitnah erfolgen.

Um für deutlich mehr Transparenz zu sorgen, sind die Verantwortlichen der „Schleswig-Holstein Netz“ AG auf Initiative der Elektro-Innung Flensburg Stadt und Land in die Offensive gegangen und haben erstmalig einen Expertenaustausch ermöglicht.  Das Interesse überstieg alle Erwartungen. Mitte Oktober startete das Präsenz-Seminar in den Räumen der Kreishandwerkerschaft am Harnis. Ein offener und lösungsorientier Diskurs folgte, der die nicht immer direkt zu erkennenden Unterschiede zwischen Theorie und Praxis offenlegte. Die Meister und Gesellen der regionalen Innungsfachbetriebe erhielten die Gelegenheit dazu, ihre persönlichen Erfahrungswerte mitzuteilen aber auch die aus ihrer Sicht vermeintlichen Fehlerquellen zu benennen. So diskutierten die Teilnehmer zum Beispiel über die Bemaßungsvorgaben für Straßen oder die Angabe von Geo-Daten, bei der eine Mehrfachsetzung für einen Ort nicht möglich ist. Besonders kritisch wurde die Vorgehensweise bei fehlenden oder unbewusst falschen Angaben angesprochen. Als Installateur, so ein Innungsmitglied, will ich die technische Umsetzung der Anlage so schnell wie möglich realisieren. Ist eine Eingabe nicht korrekt, stockt der gesamte Prozess und das teilweise über mehrere Wochen. Ein Berufskollege ergänzte: „Sie müssen sich mal in die Lage des Kunden versetzen. Ich vergleiche das so: Er kauft sich ein Auto, hat die Schlüssel in der Hand, darf aber nicht losfahren“.

Der Obermeister der Elektro-Innung, Timo Schwitzkowski, bestätigte diese Argumentationen: „Wir möchten gerade im Sinne unserer Auftraggeber schlank durch das Portal gleiten und bei möglichen Unstimmigkeiten nicht unnötig Zeit verstreichen lassen“. Einleuchtende Sichtweisen, die die Verantwortlichen der „Schleswig-Holstein Netz“ AG als konstruktive Beispiele aus der Praxis auffassten.  Zu den weiteren Anregungen aus dem Gremium zählten unter anderem die Einführung von Infofeldern oder die Verbesserung der Benutzfreundlichkeit, da nicht nur Installateure, sondern auch Bürokräfte die Eingaben vornehmen. Das Hinweisfenster „Warte auf Bearbeitung“ sollte zudem eine Untergliederung in aktualisierte Statusmeldungen erhalten, damit die Techniker wissen, wo der Prozess gerade stockt.

Dagmar Rathjen, zuständig für die Prozessoptimierung und Installateur-Betreuung bei der „Schleswig-Holstein Netz“ AG, zog zum Seminarabschluss ein durchweg positives Resümee: „Wir haben viele Anregungen und Verbesserungsvorschläge erhalten, die für eine nachhaltige Optimierung der Strukturen von Bedeutung sind. Durch Ihre konkreten Beispiele aus der Praxisanwendung ist deutlich mehr Klarheit und Verständnis geschaffen worden, um das Portal noch effektiver aufzustellen“.