Obermeisterversammlung der Kreishandwerkerschaft Flensburg
Materialmangel bremst Handwerksbetriebe aus
Der Wegfall strenger Corona-Maßnahmen und dazugehöriger Regeln macht es möglich: Präsenzveranstaltungen stehen vielerorts wieder auf der Tagesordnung. Ende April folgten somit auch die Delegierten des örtlichen Handwerks einer Einladung der Kreishandwerkerschaft Flensburg Stadt und Land zur turnusmäßigen Frühjahrstagung der Obermeister. Kreishandwerksmeisterin Kathrin Bindbeutel und Hauptgeschäftsführer Martin Hanisch begrüßten in den Räumen der Kreishandwerkerschaft am Harnis zahlreiche Gäste. Neben Vertretern der Handwerkskammer zählten unter anderem die Ehrenkreishandwerksmeister Albert Albertsen und Günther Görrissen dazu.
Nach der Begrüßung übergab Kreishandwerksmeisterin Kathrin Bindbeutel das Wort an die Obermeister, die auf die aktuelle Lage im jeweiligen Gewerk eingingen. Allgemein gesehen verzeichnen die Betriebe derzeit zwar eine durchweg gute Auftragslage. Doch die Rohstoff- und Materialknappheit sowie die damit einhergehende starke Steigerung der Beschaffungspreise trüben die aktuelle Einschätzung enorm. Im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen ist die Prognosen-Analyse der Obermeister eher vorsichtig. So spricht das Bauhandwerk derzeit von Vollbeschäftigung, hat aber gleichzeitig mit Preissteigerungen von 60 bis 70 Prozent zu kämpfen. Auch die Betriebe des Dachdecker-Handwerks verzeichnen volle Auftragsbücher, doch aufgrund des fehlenden Materials kommt es in einigen Betrieben zu Maßnahmen der Kurzarbeit. Große Herausforderungen haben derzeit ebenfalls die Betriebe des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks zu meistern. Trotz guter Auftragsauslastung ist auch hier die Materialbeschaffung schwierig. Hinzu kommt die Abwanderung von Personal durch ein gezieltes Abwerben der Industrie. Im Maler- und Lackierer-Handwerk hingegen ist die Lage zufriedenstellend. Eine Materialknappheit herrscht nicht und die Frühjahrsbelebung greift in vollen Zügen. Nachwuchssorgen vermeldet hingegen das Fleischer- Handwerk. Ein Blick in die Zukunft ist in den meisten Gewerken derzeit eher Kaffeesatzleserei: „Mal sehen, wo wir im Winter stehen. Zurzeit sind einfach zu viele Wolken am Himmel“ bringt es Hans-Henning Hansen, Obermeister der Bau-Innung, auf den Punkt.
Im Bericht der Kreishandwerksmeisterin erläuterte Kathrin Bindbeutel die Aktivitäten der vergangenen Monate. In den vergangenen Tagen hat unter anderem ein neuer Innungswerber seine Arbeit aufgenommen, der jetzt aus eigenen Mitteln der Kreishandwerkerschaft finanziert wird. Zudem hat ein neuer Betreiber die Leitung der Kantine am Harnis übernommen. Eine Ehrenamtsfahrt findet vom 15. bis 17. September statt. Diese steht in Verbindung mit einem Besuch der Kreishandwerkerschaft in Bremen. Das neue Bildungszentrum am Harnis ist so weit bezugsfertig. Derzeit werden die Räumlichkeiten eingerichtet und schon im Juni starten die Bildungsmaßnahmen für die Bereiche Holzbau, Friseur-Handwerk und die assistierte Ausbildung (AsAflex).
Hauptgeschäftsführer Martin Hanisch informierte die Delegierten anschließend über angedachte Pläne der Stadt, das Gebiet rund um den Hafen Ost neu zu strukturieren. „Unser Standort bleibt so wie bekannt erhalten“, erklärte Martin Hanisch. Mit einer vielfältigen Bildungslandschaft ist die Kreishandwerkerschaft am Harnis regional gut aufgestellt. Die Einrichtungen überzeugen mit Kompetenzen aus Handwerk und Pädagogik und können somit auf vielfältige Bildungsschwerpunkte eingehen.
Geschäftsführerin Anja Callsen, zuständig für das Bildungsgeschäft, zeigte den Delegierten in einer Präsentation auf, welche positiven Synergien durch das Zusammenspiel aus klassischer Innungsarbeit und Bildungsmaßnahmen entstehen. Dabei spielte auch die Kostenabgrenzung eine entscheidende Rolle.
Als Nachfolger von Mark Giebelstein, der aus privaten und geschäftlichen Gründen die Innungsarbeit ruhen lässt, mussten die Obermeister einen neuen Kassenprüfer wählen. Einstimmig fiel die Wahl auf den Obermeister der Tischler-Innung, Thorsten Göldner. Ihm zur Seite stehen Johannes Thomsen und Erik Strohbehn.